Was mich glücklich macht, ist dieses Licht, ganz früh morgens, wenn du die Sonne noch nicht sehen kannst, aber weißt, dass sie jeden Moment am Horizont auftaucht. So früh draußen zu sein, wenn alles kühl und verschlafen ist, schaffe ich nur ganz selten bewusst, dabei finde ich, es ist die friedlichste und schönste Zeit des Tages. Ich erinnere mich gerne daran, wie meine Eltern meine Schwester und mich als Kinder immer ganz früh geweckt haben und wir dann mit unseren Kissen ins Auto gestiegen und der Sonne entgegen, an nebelbedeckten Feldern vorbei, ans Meer gefahren sind. Oder wenn morgens im Halbdunklen, im Bus zur Schule, ein dichter Nebelteppich ganz leicht auf dem See lag.
Ich mag es, wenn man im Sommer, nach einem langen heißen Nachmittag mit Freunden am Strand, nach Hause fährt und weiß, dass der Tag noch lange nicht vorbei sein muss. Wenn man sich dann zu Hause das Salz und den Sand vom Körper wäscht, den Duft von Aprés-Creme auf der Haut und frisch gewaschene Haare im Nacken hat. Wenn sich dann später alle wiedertreffen, um sich zum Grillen zusammenzusetzen, und alle erzählen und lachen und das Essen und das Bier gut schmecken.
Ich mag es, wenn ich in warmen Sommernächten durch prasselnden Regen und Gewitter geweckt werde, wenn mein Zimmer alle paar Minuten durch Blitze erleuchtet wird und der Donner wie riesige Steine entfernt über den Himmel zu rollen scheint. Ich zelte gerne, weil ich das Geräusch von leichtem Regen auf dem Zeltstoff mag, es beruhigt mich und ich fühle mich dann irgendwie besonders wohl und geborgen unter meiner Decke.
Ich mag auch das Licht, das durch die Straßenlaternen in mein kleines Zimmer scheint, wenn ich spät abends nach Hause komme. Wenn mein Fenster geöffnet und draußen alles ruhig ist. Dann lasse ich manchmal noch eine Weile mein Rollo oben und liege mit offenen Augen da, um nachzudenken, während ich die Schatten beobachte, die das künstliche Licht an meine Wände wirft.
Ich mag den Herbst, wenn ich daran denke, wie man in Stiefeln und warmen Jacken durch das Laub spaziert und Kastanien sammelt und die Sonne durch rot-gelbe Blätter scheint. Wie der Wind durch die Bäume weht, die raschelnd immer kahler werden. Wie ich drinnen sitze, mit dem Duft von heißem Tee und dem Schein warmer Kerzen, in kuschligen bunten Socken auf meinem breiten, grün-rot karierten Sofa, während draußen der Regen unablässlich auf die Erde prasselt.
Ich mag, wenn im Winter alles dunkel ist, bis auf die erleuchteten Fenster und die Räume, die durch Kerzenlicht erwärmt werden. Und wenn der Schnee ganz leise und langsam fällt, besonders nachts in der Stille der Straßenlaternen, so dass man hören kann, wie die einzelnen Flocken auf die glatte glitzerne Schneedecke am Boden fallen.
Und ich mag dieses Gefühl, wenn nach einem langen kalten Winter endlich der erste Frühlingstag da ist, an dem man die Stiefel in die Ecke stellen und die leichten Turnschuhe anziehen kann. Oder wenn es endlich wieder Zeit für die dünnere Jacke ist und man keine Handschuhe und Mützen mehr braucht. Dann fühlt man sich so leicht und frei wie schon lange nicht mehr.
Aber auch andere kleine Dinge, die noch alltäglicher sind, machen mich glücklich. Zum Beispiel, wenn ich in meinem Bett liege, das nur mir gehört, die Augen geschlossen, die weiche Matratze unter mir, und mit meinen Händen und den nackten Beinen meine weiß-blaue Bettwäsche fühle. Am liebsten, wenn sie ganz frisch gewaschen ist und so herrlich riecht, wie kalte Luft in der Nacht oder das Meer an sonnigen Frühlingstagen.
Ich muss immer lächeln, wenn ich nach Hause komme und ich höre, wie die anderen sich in der Küche unterhalten oder wenn jemand mich schon rufend aus dem Wohnzimmer begrüßt. Und dieser komische Moment, in dem beide lächeln müssen, wenn man sich schon von weitem sieht und aufeinander zugeht. Oder wenn jemand bei uns klingelt und ich dann die Tür öffne, wenn der Besuch endlich oben ist. Ich mag es, wenn man sich abends zur Begrüßung umarmt, obwohl man sich schon den ganzen Tag gesehen hat. Ich mag das Gefühl, dass mich den Tag über begleitet, wenn ich abends noch was schönes vorhabe. Und ich mag es, mich dann darauf vorzubereiten und in meinem Zimmer zu tanzen und laut mitzusingen. Wenn es mir schlecht geht, hilft es mir, für einen Moment ganz furchtbar zu weinen und mich, wenn es wieder gut ist, im Spiegel anzusehen und die Tränen wegzuwischen.
Ich mag, wenn ich Menschen begegne, deren Stimme so ruhig und warm ist, das ich Gänsehaut auf dem Kopf bekomme, am liebsten möchte ich dann immer eine Weile einfach nur dasitzen, die Augen schließen und zuhören. Oder einfach nur dasitzen und mit tauben Ohren zusehen, wenn sich jemand in meinem Zuhause alles ganz genau ansieht und sich für jedes kleine Detail interessiert. Ich hab überhaupt gerne Freunde bei mir und wir quatschen und trinken und rauchen und hören Musik. Ich mag, wenn dann alle gemeinsam zum Club gehen oder alle rennen müssen, weil wir noch freien Eintritt wollen oder die letzte Bahn gleich fährt. Ich liebe Situationen, in denen man gemeinsam so sehr lacht, dass man kaum noch atmen kann, oder wenn man sich alte Geschichten erzählt, über die man sich auch nach dem hundertsten Mal noch freuen kann, einfach weil man sie gemeinsam erlebt hat. Und ich mag das Gefühl, zu jemandem zu gehören, Teil einer Gruppe zu sein und Menschen um mich zu haben, die mich ganz genau kennen und in diesem Moment trotzdem oder genau deshalb nirgendwo anders sein wollen.