Tere!
Das erste Wort, das wir am Donnerstag in unsere Vokabelheftchen (Danke nochmal, Anna!) geschrieben haben, war "Terviseks!", das "Prost!" bedeutet und natürlich viel wichtiger ist als "Tere!" (Hallo!), um Kontakte zu knüpfen. ;-) Aber ich fange am besten mal bei unserem Abflug Mittwochnachmittag an...
Beziehungsweise kurz davor, als ich mich in Berlin Gesundbrunnen mit Judith zum späten Frühstück getroffen habe und mir ihr und euer Abschiedsgeschenk ansehen durfte. An dieser Stelle nochmal ein riesiges Dankeschön für die Idee und eure vielen lieben Videobotschaften. Ich hab mich so so unheimlich darüber gefreut!
Nach etlichen vergossenen Tränen ging's dann also zum Flughafen, wo schon die liebe Sabine auf mich wartete. Der Check-In ging super schnell und ich war sehr froh, als die Waage bei meinem Koffer nur 19,6kg anzeigte. Nach einem etwas wackeligen, aber sonnigen Flug ging es am Flughafen in Tallinn so unkompliziert weiter, wie es in Berlin angefangen hatte. Als wir aus dem Gebäude traten kam auch schon der Bus, der uns in die Stadt und zu unserer Unterkunft bringen sollte und nur 2€ für jeden von uns kostete. Überhaupt sind die Öffentlichen Verkehrsmittel hier sehr günstig - gestern haben wir uns so eine elektronische Fahrkarte besorgt, auf die man quasi Guthaben lädt und sie dann bei jeder Bus- oder Bahnfahrt an einen Scanner hält. Für einen Monat Fahren bezahlt man als Nicht-Bürger von Tallinn 23€.
Als wir unsere airbnb-Unterkunft für die ersten zwei Wochen hier gefunden hatten waren wir erstmal etwas skeptisch, da das Haus von außen doch eher unbewohnbar wirkt. Aber die kleine Wohnung ist von innen genauso hübsch, wie auf den Fotos im Internet zu sehen war. Hier lässt es sich auf jeden Fall erstmal gut aushalten. :) Unser erster Weg führte uns dann zu einem Supermarkt und anschließend auf eine kleine Runde durch die Altstadt, die schon auf den ersten Blick wirklich schön ist.
Am Donnerstag begann dann also um 11 Uhr unser Sprachkurs an der Estonian Business School. Bei der Vorstellungsrunde war der beliebteste Satz "I'm from Germany, too." und wir merkten, dass es anscheinend doch gar keine so ungewöhnliche Idee ist, sein Auslandssemester in Tallinn zu machen... Unter uns 10 Teilnehmern sind 8 Deutsche, eine Österreicherin und ein Pole, der sich etwas darüber ärgert, dass alle anderen sich ständig auf Deutsch unterhalten. ;-) Insgesamt sind wir aber eine gute Gruppe und alle sind sehr nett. Zum Glück, denn schon in den ersten drei Tagen haben wir alle sehr viel Zeit miteinander verbracht und das wird in den nächsten 1,5 Wochen auch so bleiben.
Nach der ersten Estnisch-Lektion von unserer lieben Lehrerin Sirli sind wir los zur Stadttour mit Guide Marko, der sehr aufgeweckt und fröhlich war (wohl ungewöhnlich für den klassischen Esten, "but I'm originally from Bulgaria", erklärte uns Marko). Nachdem wir bislang nur Sonnenschein und Wärme in Tallinn erlebt hatten, schlug das Wetter dann plötzlich um, als wir an der Ostseeküste ankamen und es fing heftig an zu regnen. Marko lieh mir freundlicherweise seinen Schirm ("I don't mind the rain!"), aber durchgeweicht waren ich und vor allem meine Schuhe am Ende trotzdem. Erste (Über-)Lebenslektion in Estland also: immer auf starken Regen eingestellt sein, egal wie sehr morgens die Sonne scheint!
Diese Lektion bestätigte sich auch heute auf unserem Tagesausflug rund um Tallinn. Bei unserem Spaziergang durch den Laheema Nationalpark ca. 50km östlich von der Hauptstadt wurden wir noch vom Regen verschont und durften Sümpfe, Wald und Seen bewundern. Highlight dieser Station war ein scheinbar sehr naturverbundener junger Mann, der halbnackt wie ein Storch durch die Sümpfe watete und bei allen für Erheiterung sorgte. Sirlis Kommentar dazu: "Just when you think, you've already seen it all..."
Ein weiterer Stop auf der Tour war unser Lunch in einem alten Gutshaus, wobei wir uns alle ziemlich königlich fühlen durften, wie auch schon bei unserem Dinner am Freitagabend, das im 24. Stockwerk des Radisson Hotels stattfand und uns neben gutem Essen und leckeren Getränken auch einen fantastischen Blick über die ganze Stadt bot. Nach dem Mittagessen ging es dann an die Küste, wo uns schließlich wieder der Regen einholte - wie auch schon 2 Tage zuvor wieder am Meer und wieder sehr heftig. Schuhe und Hose wurden also nochmals komplett durchnässt. Aber ich hatte aus dem letzten Mal gelernt und Regenschirm + Wechselschuhe dabei. Letzte Station des Ausflugs war schließlich der Jägala Wasserfall, der zwar nicht besonders hoch oder groß, aber trotzdem sehr schön ist. Nach diesem ereignisreichen und wunderbaren Tag freuen wir uns nun auf unser Bett, besonders weil morgen um 7 Uhr am "Vabaduse väljak" (Freiheitsplatz) der "Eesti vabariigi aastapäev" (Estnische Unabhängigkeitstag) mit einer Zeremonie eröffnet wird und man da wohl unbedingt dabei sein muss. ;-) Aber davon dann mehr beim nächsten Mal!
Head ööd zu euch nach Deutschland und ein besonderer Geburtstagsgruß an Brini! :)