Hallo alle,
heute möchte ich euch ein bisschen von Hamburg erzählen. Oder besser gesagt von meinem Wochenende in Hamburg, Anfang Juni. Anja, eine gute Freundin aus dem Bachelor-Studium, hat im Juni geheiratet (davon werde ich euch noch in einem anderen Post berichten) und zum Junggesellinnenabschied ging es für sie von Stralsund nach Hamburg - und für mich natürlich von Leipzig. Der Spaß sollte am Samstagnachmittag starten, aber um das Wochenende richtig zu nutzen, entschied ich mich dazu, schon am Freitag hoch zu fahren und noch eine Freundin zu besuchen. Christin und ich haben in Rostock eine Weile zusammen gewohnt, bevor sie dann nach Hamburg gezogen ist, um dort am Uniklinikum in Eppendorf zu lernen. Jedenfalls hatten wir uns lange nicht gesehen und deshalb setzte ich mich Freitagmittag in den Flixbus nach Berlin, um dort in einen Bus nach Hamburg umzusteigen. Normalerweise fahre ich solche weiten Strecken lieber mit einer Mitfahrgelegenheit oder mit dem Zug, aber dieses Mal hatte ich mich erst ein paar Tage vorher entschieden und zeitlich + finanziell am passendsten war dann einfach der Flixbus. Heute weiß ich wieder: solch weite Strecken werde ich nicht mehr mit dem Bus fahren, wenn es nicht sein muss. Also bis kurz vor Berlin war eigentlich alles gut - fast schon zu gut, das hätte mich direkt stutzig machen müssen - doch dann gab es schließlich einen Stau auf der A10 wegen eines Unfalls oder so und zack, brachten wir es auf eine Verspätung von fast 1,5 Stunden. Ich hatte währenddessen schon meinen Bus umgebucht und 5€ dabei verloren, gemerkt dass ich den zweiten Bus auch nicht schaffe, ihn wieder storniert (dieses Mal zumindest ohne Geldverlust) und dann schließlich gewartet, bis die Reifen tatsächlich heiligen Busbahnhof-Boden unter sich hatten. Dort eingefahren sah ich, dass der nächste Bus nach Hamburg in sieben Minuten abfahren würde, also schnell gebucht und vom einen in den anderen Bus gesprungen.
Bis Hamburg kamen wir dann zum Glück ganz gut durch und ich beendete nach insgesamt acht Stunden unterwegs sehr froh die Fahrt mit einer Junggesellentruppe (Hamburg ist ja seeehr beliebt für Junggesellenabschiede habe ich am nächsten Tag hautnah erlebt) und einer dauer plappernden Darstellerin aus "Berlin Tag und Nacht" ("Junger Mann, jetz machn Se doch ma endlich die Toilette uf. Ick hab diesn Bus nur unter der Bedingung jebucht, dass ick jederzeit uffe Toilette jehn kann. Arschloch." Das letzte konnte ich nur hören, weil ich in der Reihe direkt neben ihr saß, später kam dann noch ihre halbe Lebensgeschichte dazu.)
Christin hatte an diesem Freitag die Spätschicht im Klinikum und würde deshalb nicht vor 22 Uhr zu Hause sein, also beschloss ich, da es schon nach 17 Uhr war, meinen Koffer einfach am Bahnhof einzuschließen und mich mit meiner Kamera auf den Weg zum Hafen zu machen. Zunächst besorgte ich mir etwas kleines zu essen und einen Kaffee und setze mich vor's Rathaus, um erstmal ein bisschen anzukommen. Dann lief ich zum Jungfernstieg, von dort aus weiter zum Hafen und schließlich durch die komplette Speicherstadt. Zum Glück hatte der Regen bis zum Ende meines etwa 3-stündigen Spaziergangs gewartet und es fing erst auf halbem Weg zurück zum Hauptbahnhof an, in Strömen zu gießen. Ich hatte noch ein Weilchen Zeit bis ich in die U-Bahn zu Christin steigen musste, deshalb stellte ich mich unter ein Vordach eines Kaufhauses und wartete darauf, dass der Regen etwas nachließ. Leider hat das nicht ganz so gut funktioniert, wie ich mir erhofft hatte, und ich wurde schließlich doch noch nass, aber naja, gehört wohl zum echten Hamburg-Erlebnis dazu. Nachdem ich Weilchen brauchte, um das richtige U-Bahn Gleis zu finden, fuhr ich also zu Christins Wohnung im Stadtteil Lokstedt, wo ich direkt meine nassen Klamotten ausziehen und mit in die Waschmaschine hauen durfte. Frisch geduscht und wieder trocken bestellten wir dann Pizza und nutzten die Zeit, um mal wieder ausgiebig zu quatschen (und um Christins zwei kleine Hausratten "Gin" und "Tonic", die deutlich niedlicher sind als das Wort "Hausratte" klingt, meine Schultern erkunden zu lassen). Am nächsten Morgen musste Christin dann relativ früh los nach Rostock und ich durfte noch ein Weilchen in der Wohnung bleiben und mich ausruhen, bis es Zeit war, die Mädels am Bahnhof zu treffen.
Gegen frühen Nachmittag traf dann schließlich die Partytruppe aus Stralsund ein und ich wurde herzlich von einer schon gut angeheiterten Braut in spe begrüßt. Nach kurzer Pipi-Pause machten wir uns dann auf den Weg auf St. Pauli, wo es erstmal zum Lasertag Spielen ging. Für mich und ein paar andere war es das erste Mal Lasertag, die Braut und ihre Trauzeugin hingegen entpuppten sich als Vollprofis. Trotzdem konnten wir gegen die gegnerische Männertruppe leider nichts ausrichten und verloren das nur 5-minütige Spiel recht deutlich. Es war auf jeden Fall eine lustige Erfahrung, aber ich glaube wiederholen muss ich das nicht unbedingt. Die Dunkelheit im Spielraum und die blinkenden Lichter an den Laserpistolen und Westen machten es ziemlich schwer, in den kurzen Momenten, in denen man aus seiner Deckung kam, zu erkennen, auf wen man da eigentlich gerade schießt. Daher habe ich vermutlich des Öfteren mal versehentlich ein paar Mädels statt der Jungs abgeschossen und sie damit für 30 Sekunden außer Gefecht gesetzt. Außerdem lastete ja auch enormer Druck auf unseren Schultern, nachdem die Jungs uns vorher aufgezogen hatten und Anja dann übermütig verkündete, dass wir sie auf jeden Fall fertig machen würden. ;-) Aber mal im Ernst, ein bisschen aufregend war das ganze schon und irgendwie ist diese Art von Spiel nicht so meins. :D Aber ausprobieren kann man es definitiv mal! Ich schätze es würde auch helfen, sich vorher ein bisschen Mut anzutrinken. ;-) Das hatten die anderen Mädels mir ja voraus, aber nach dem Spiel machte ich mich daran, ihren Stand langsam (oder auch etwas schneller) einzuholen. Als nächstes fuhren wir zu unserem Hotel unweit des Stadtzentrums und sammelten unterwegs noch Sabrina ein, die etwas später aus Berlin angereist kam. Dort angekommen machten wir uns alle ein bisschen frisch und trafen uns anschließend in Anjas Zimmer wieder, um noch ein paar Dinge für den Brautkauf am Hochzeitstag vorzubereiten. (Wir mussten alle einen Hand- und Fußabdruck sowie einen Kussmund auf Papier bringen und der Bräutigam sollte dann beim Brautkauf erkennen, welche zu seiner Braut gehören.) Im Vorfeld hatte ich außerdem T-Shirts für alle gestaltet, die wir uns nun überzogen, um auch äußerlich direkt als Junggesellinnenabschied erkennbar zu sein (JUHU!). Überhaupt war die Organisation vorab echt super, denn eine andere Freundin von Anja hatte noch Beutel mit Sonnenbrillen und Shots für jede, die Trauzeugin hatte sowieso den ganzen Tag super lustig und stressfrei durchgeplant und selbst die Braut in spe hatte ein kleines Care-Paket für alle, das vom Deo über Kaugummi bis zum Piccolo und Pflastern alles nötige für den Tag enthielt. Es konnte also nichts schief gehen.
Die nächste Reise führte uns dann wieder zurück auf St. Pauli, dieses Mal direkt auf die Große Freiheit - zu Olivia Jones' Bar. Dort erwarteten uns zwei Travestie-Künstler aus Olivias Show, mit denen wir einen kleinen Rundgang durch den Kiez gebucht hatten. Etwas, das wir hier unter anderem gelernt haben: ein Transvestit ist bpsw. ein Mann, der sich unabhängig von sexueller Orientierung als Frau kleidet, einfach weil er es gern möchte; transsexuell ist, wer sich tatsächlich "im falschen Körper geboren" fühlt und deshalb das Geschlecht wechselt; und ein Travestie-Künstler ist jemand, der lediglich zu Show-Zwecken in die andere Rolle schlüpft.
So oder so, mutige Menschen mit Lebenslust - das versprach viel Spaß. Und wir wurden absolut nicht enttäuscht! Es war herrlich komisch, wir haben viel über St. Pauli, die Geschichte und die schrägsten Vorfälle gehört, zwei kleine traditionelle Museen besucht und Astra + Küstennebel gab es auch. Was will man mehr? Der Preis ist zugebenermaßen mit ca. 40€ pro Person ziemlich hoch, aber ich finde es lohnt sich, dieses Geld auszugeben. Am Ende konnten wir dann sogar noch ein Foto mit Olivia Jones höchstpersönlich machen und nach ein paar weiteren Shots wurden auch noch Spielkarten mit Abendaufgaben von der Trauzeugin verteilt. Mein Auftrag war, einem Fremden auf der Straße einen Heiratsantrag zu machen. Zum Glück hatte ich mir ja schon etwas Mut angetrunken und da ich diese Aufgabe so schnell wie möglich wieder loswerden wollte, kniete ich mich direkt auf der Großen Freiheit vor den wahllos Auserwählten. Das war ziemlich peinlich, aber ich glaube, es sind schon peinlichere Dinge auf der Reeperbahn passiert. Auch die anderen erledigten ihre Aufgaben nach und nach, so dass wir uns bald alle ein wenig zum Löffel gemacht hatten, aber das gehört wohl einfach zu einem richtigen Junggesellinnenabschied dazu. ;-) Den Rest der Abends zogen wir noch ein wenig durch die Bars und Clubs, durchlebten noch ein paar emotionale Momente und kleinere Krisen und fielen dann einige Stunden später schließlich müde und kaputt in die Hotelbetten.
Am nächsten Morgen gab es dann ein leckeres Buffet-Frühstück und gegen Mittag verließen wir schließlich alle das Hotel und mussten uns auch schon verabschieden. Während die anderen zum Hauptbahnhof mussten um dort in ihre Züge zu steigen, hatte ich eine Mitfahrgelegenheit gebucht und da noch Zeit war, lief ich mit meinem Koffer zur Außenalster, um noch ein paar Fotos zu schießen. Von dort brauchte ich dann noch etwa 40 Minuten zu Fuß bis zum Abfahrtsort und war schließlich einige Stunden später wieder zurück in Leipzig. Ich hatte meinen ersten Junggsellinnen-Abschied also unbeschadet überstanden und freute mich jetzt auf ein bisschen Ruhe, bis es schließlich zwei Wochen später zur Hochzeit nach Stralsund gehen würde. Und davon berichte ich euch dann in meinem nächsten Beitrag.
Bis dahin wünsche ich euch eine schöne Zeit und hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen meines kleines Hamburg-Abenteuers.
Alles Liebe, Sarah.