Verglichen mit dem Schönefelder Flughafen, erwartete uns in Moskau am nördlichen Flughafen "Scheremetjewo" ein modernes, großes Gebäude (was uns mit dem BER ja vielleicht auch mal hätte erwarten sollen, aber wer weiß das schon). Und eben Papa Jürgen, später aufgrund seines umfänglichen Lokalwissens nur noch "Moskau Jürgen" oder kurz "MJ" getauft. Ach ja, nicht so schön war übrigens mein Sitznachbar im Flugzeug, der sich ziemlich breit machte, eklige Geräusche von sich gab und auch seinen Mundgeruch nicht zu verstecken vermochte, der zum Glück aber erst zum Vorschein kam, als er am Ende des Fluges plötzlich anfing, mit uns zu reden. Voll gut hingegen war, dass wir, obwohl nur 2:20 Stunden Flugzeit, gratis Essen und Getränke im Flieger bekamen (leider nur unalkoholische, weshalb wir unseren morgendlichen Sekt-Appeal innerhalb kürzester Zeit leider wieder verloren). Doch in unserem Taxi zur Botschaft konnten wir den dann glücklicherweise wieder anreichern. Nachdem Jule als die Person ausgewählt wurde, die den Sekt sicherlich ohne Verspritzen auf die Taxi-Ledersitze öffnen könne, freuten wir uns also alle auf den nächsten Schwall Bauchprickeln. Ein Schwall erwartete uns dann tatsächlich, als Jule die Flasche öffnete und den ersten Becher mit Judiths Schal auffing. Naja, ein bisschen was ging auch an die Sitze, auf Jules Hose und in Judiths Gesicht... ;-) Der Taxifahrer war daraufhin wahrscheinlich not so amused, reichte uns aber, nach russischem Freundlichkeits-Gebot, sogleich eine Taschentücherbox. Und wir hatten erstmal ordentlich was zu gackern...
So fuhren wir eine Weile in die Stadt hinein, vorbei an unzähligen grauen Hochhäusern, in denen die nicht so reichen Moskauer ihren Wohnort gefunden haben. Schließlich erreichten wir gegen 15 Uhr Ortszeit (in Moskau ist es eine Stunde später als die deutsche Sommerzeit) die Botschaft und wurden durch das schwere Gittertor am Eingang zu unserer kleinen Wohnung für die nächsten drei Nächte geführt. Die Botschaft wirkt ein bisschen wie ein kleines Dorf, irgendwo im Norden Deutschlands. Mit roten Backstein-Häusern, gepflasterten Wegen, kleinen Spielplätzen und abgetrennten Gärten hinter'm Haus.
Nachdem wir uns kurz frisch gemacht hatten, lud uns Moskau Jürgen zu einer typisch russischen Suppe in seine eigene Wohnung ein, die einen Aufgang weiter lag und genau wie unsere geschnitten war. Leider habe ich den Namen der Suppe vergessen, aber sie war super lecker (es war nicht Borschtsch). Lag vielleicht auch an den drei verschiedenen Sorten Wurst darin. ;-) Im Taxi wurden wir bereits von Jürgen mit russischem Geld und einer Metro-Fahrkarte ausgestattet und so ging es nach der Stärkung auch direkt los in die Stadt zum Sightseeing. Jürgen fuhr uns mit dem Auto bis zur "Luschniki-Seilbahn", die erst Ende 2018 eröffnet wurde und über eine Strecke von 703 Metern die Moskwa überfährt und dabei und einen Höhenunterschied von 60 Metern überwindet. Für 200 Rubel (ca. 2,80€) bekamen wir hier schon die ersten schönen Blicke auf die Stadt. Und so eine Seilbahnfahrt macht man ja schließlich auch nicht alle Tage... "Luschniki" ist übrigens auch der Name des Moskauer Olympiastadions, von dem die Seilbahn direkt an das andere Flussufer führt. Eigentlich wurde die Seilbahn sogar anlässlich der Fussball Weltmeisterschaft 2018 gebaut, konnte aufgrund eines Cyber-Angriffs aber erst Monate später eröffnet werden.
Nach der Flussüberquerung ging es dann schließlich ein Stück an der Moskwa entlang, bis hin zur nächsten Metro-Station und unserer ersten Fahrt mit der Moskauer U-Bahn. Ähnlich wie beispielsweise in London gibt es hier eine Plastikkarte, die man mit Geld aufladen und somit immer wieder benutzen kann und mit der man sich am Eingang zur Metro eincheckt, um den Bahnhof überhaupt betreten zu können. Von hier aus machten wir dann eine kleine Metro-Tour, die so aussah, dass wir immer mal wieder ausstiegen und uns die aufwendig gestalteten Stationen ansahen, bevor wir wieder in die nächste U-Bahn stiegen, auf die wir glaube ich nie länger als 30 Sekunden warten mussten. Schließlich stiegen wir an einer großen Shopping Mall aus und liefen von dort aus zu unserem verabredeten Ort mit Papa Jürgen - das Hotel Radisson, von dessen Skybar uns ein toller Blick über die Stadt angekündigt wurde. Übrigens war es suuuper praktisch, dass wir Jules Mama die ganze Zeit dabei hatten, Dank der wir nicht ein Mal auf irgendeine Karte oder einen U-Bahn Plan schauen mussten, weil sie schon einige Male in Moskau war und sich mittlerweile ziemlich gut dort auskennt.
Das Radisson ist nicht nur sehr imposant und verfügt über mehrere Geschäfte, Restaurants und Bars (und viiiiel goldenes Dekor), sondern ist auch eine der sogenannten "Sieben Schwestern" Moskaus. Das sind sieben signifikante Gebäude in Moskau, die alle im Auftrag Stalins im "Zuckerbäckerstil" erbaut worden sind. (Ursprünglich sollten es eigentlich acht Gebäude werden, doch nach Stalins Tod hielt man die Fertigstellung des achten Gebäudes wohl nicht mehr für so wichtig.) Das Radisson Hotel (ursprünglich "Hotel Ukraine") ist also eins von ihnen und beherbergt im Inneren außerdem das "Diorama", ein kleiner Nachbau der Moskauer Innenstadt, das wir uns anschauten und über Kopfhörer etwas zu den einzelnen Teilen und wichtigen Gebäuden der Stadt erzählt bekamen.